Während die Buren noch vorwiegend Farmer waren, spezialisierten sich die Engländer auf grosse Plantagen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erhielt ein Missionar von der englischen Krone den Auftrag, in Southbroom den Anbau für Bananen zu proben. Nebenbei gesagt, gab es damals vor allem rote und grüne Bananen. Die heutigen gelben Bananen wurden erst 1836 mittels einer Kreuzung gezeugt. Das subtropische Klima in Southbroom eignet sich hervorragend für Bananen-Plantagen, Zuckerrohr und auch Macadamia-Nüsse. Es mangelt hier an nichts, weil die Erde sehr fruchtbar und das Klima äusserst mild ist und es genügend regnet.
Der Anbau der Bananen ist extrem arbeitsintensiv. Eine Bananenstaude besteht aus vielen, dicht aneinander gepressten, grossen Blättern, in deren Mitte eine Art Nabelschnur heranwächst. Die Bananenpflanze ist demnach weder ein Baum noch eine Palme, sondern eine Staude.

Unser Führer in der Bananenplantage verglich die Blüte der Bananenstaude mit einer Gebärmutter. Denn es ist diese Blüte, welche die Bananen nährt. Ihre Stärke und Gesundheit entscheidet über die Qualität, Menge und Grösse der Bananen.

Haben die Bananen die gewünschte Grösse erreicht, wird die Blüte abgeschnitten und die Bananen mit einem Plastik geschützt. Die Temperatur bleibt dadurch konstanter, die noch sehr heikle Schale wird bei Windstössen nicht verletzt und das Plastik ist ein guter Regenschutz. Da nun der Nahrungsvorrat für Bananen erschöpft ist und die Blüte abgeschnitten wurde, kann an dieser Staude keine weitere Banane mehr wachsen. Deshalb wird dieser Blätterstamm „Grossmutter“ genannt. Neben ihr wachsen jedoch junge Triebe nach. Zu sehen sind deshalb immer gleichzeitig mehrere Generationen einer Pflanze, die ein Alter von 10 Jahren erreichen kann.

Wöchentlich wird jede einzelne Bananenstaude von verschiedenen Arbeitern kontrolliert. Da geht es einerseits um die Gesundheit der Pflanze, um mögliche Schädlinge, um das Wachstum der Bananen und deren Reife. Auch wird entschieden, welche „Kinder“ gefördert werden und welche zu schwach für eine gute Qualität von Bananen sind. 7 Mal kann eine Staude Bananen produzieren, danach ist sie erschöpft. Die welken Blätter der „Grossmütter“ bleiben jeweils am Boden liegen, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt. Nach 10 Jahren muss jedoch das ganze Feld geräumt werden.
Diese symbolische Sprache für die Bananenkultur hat meiner Meinung nach auch damit zu tun, dass von jeher die Weissen den Farbigen mit einfachen Worten die Pflanze erklärten. Eine einzelne Banane wird „Finger“ genannt und ein Bund Bananen, wie wir ihn von den Einkaufsläden her kennen, ist eine „Hand“. Der ganze Bananenstamm hat 12 Hände. Jede Hand kann jedoch unterschiedlich viele Finger haben.

Die durchschnittlich 28 kg schweren Bananenstämme werden auf dem Feld äusserst sorgfältig abgeschnitten und zur Verpackungsanlage transportiert, wo sie aufgehängt werden, damit Frauen die kleinen Blätter an jeder Banane entfernen können. Danach werden die „Bananen Hände“ geschnitten. Dabei kann es vorkommen, dass einzelne Bananen wegfallen. Diese „Finger“ verlieren sofort an Wert, weil Händler nur ganze „Hände“ kaufen. Trotzdem werden nicht alle einzelnen Bananen kompostiert, sondern an Private verkauft.
Und nein, die Arbeiter essen kaum von diesen Bananen, weil sie grün geerntet und sofort gekühlt werden, damit der Reifungsprozess nicht weitergeht. Die Bananen schmecken noch nicht süss. Dies ist auch der Grund, weshalb die vielen Affen, die hier in der Gegend leben, kein Problem für die Bananenplantagen sind.
Jede „Hand“ wird in viel klarem Wasser gewaschen und kontrolliert. Keine Verletzung und keine Unreinheit der Haut werden vom Händler toleriert. Später werden die Bananen in einer Lauge desinfiziert und je nach Grösse und Qualität verpackt. Sofort werden die Bananenschachteln gekühlt und zum Händler gebracht, der den Preis von Stunde zu Stunde ändern kann. Je nach Angebot und Nachfrage.
Laut unserem Führer ist die Nachfrage nach Bananen ungebrochen gut. Er verdankt dies auch Boris Becker, der 1991 in Wimbledon vor Kameras eine Banane ass, bevor er siegte. Seit diesem Datum sei der Bananenkonsum stetig angestiegen. Vor allem junge, sportliche Männer schwören auf Bananen.

Im Gegensatz dazu wurde der Litschi-Anbau gestoppt, weil in Europa nicht mehr so oft Litschis gegessen werden und sich der Anbau nicht mehr lohnte. Lukrativ sind heute Macadamia-Nüsse, deren Anbau und Ernte ebenfalls sehr aufwendig sind.
Blandine Raemy
Februar 2017