Bei der Freudenbiografie geht es um Freuden vergangener Zeiten, die uns durch das Erinnern erneut zur Verfügung stehen und uns in jedem Alter ein gutes Gefühl geben.
Weil jeder Mensch als Kind gespielt hat und Kinderspiele mit viel Freude und auch Leichtigkeit verbunden sind, wird dabei mit dem Erinnern an ein Kinderspiel begonnen. Für die guten Gefühle ist es förderlich, wenn mit allen fünf Sinnen erinnert wird. Unter Anleitung erinnern sich Menschen an die freudigen Gefühle während eines Spiels und merken sich, was sie sehen, hören, tasten, riechen und fühlen. Dabei werden konkrete Fragen gestellt: „Spielen Sie draussen? Wie ist das Wetter? Scheint die Sonne? Ist es warm, kalt? Oder spielen Sie im Haus? Was genau tun Sie? Sind Sie allein? Oder ist jemand bei Ihnen, der mitspielt? Wer ist es? Was hören Sie, während Sie spielen? Gibt es Gerüche, an die Sie sich erinnern können? Was für Gegenstände benötigen Sie für dieses Spiel? Wie fühlen sie sich an? Hart, weich?“
Sobald genug Informationen gesammelt wurden, wird das Spiel jemandem erzählt, der wohlwollend zuhört und ermuntert, die positiven Gefühle so ausführlich wie möglich zu beschreiben. Danach wird diese Erzählung schriftlich festgehalten (Freudenbiografie), später anderen Menschen erzählt und selbst immer wieder gelesen, um die Leichtigkeit und Freude erneut zu spüren.
Manchmal erinnern sich ältere Menschen nicht spontan an ein Kinderspiel. Deshalb wird diese Übung vorzugsweise in einer kleinen Gruppe möglichst gleichaltriger Menschen durchgeführt. Sobald ein Teilnehmer von einem Spiel zu erzählen beginnt, erinnern sich die Zuhörer und sagen: „Ich auch! Das habe ich auch gespielt!“ Damit ist der Bann gebrochen und der Weg wird frei für positive Erinnerungen. Natürlich ist es möglich, sich an beliebig viele Spiele zu erinnern und alle einzeln festzuhalten. Folgende Möglichkeiten stehen ebenfalls zur Verfügung:
– Sich an den schönsten Tag in der Kindheit, in der Jugend, im Berufsleben, im Leben überhaupt erinnen
– Sich an das erinnern, worauf man in der Kindheit, in der Jugend, im Berufsleben, im Leben besonsers stolz war
– Sich an alles erinnern, wofür man tiefe Dankbarkeit empfindet
– Sich an das erste Treffen des besten Freundes, der besten Freudin erinnern
– Sich an etwas erinnern, das in der Kindheit, in der Jugend, im Leben besonders gut gelungen ist
Es geht nicht nur um das gute Gefühl während des Erinners. Vielmehr wird dadurch gelernt, vermehrt auf positive Begebenheiten zu achten. Vor allem wird bei der Anleitung zum Erinnern auch ermuntert, die Welt im Alltag wieder vermehrt mit allen fünf Sinnen wahrzunehmen. Denn dies ist die Grundlage für das Erkennen von Schönheit und das Erleben von Freude.
Werden viele positive Themen des Lebens erinnert, entsteht dadurch eine ausführliche Freudenbiografie, die den Reichtum des gelebten Lebens aufzeigen kann. Dadurch fühlen sich Menschen vom Leben beschenkt und es wird eher möglich, Dankbarkeit für das gelebte Leben mit all seinen Möglichkeiten zu empfinden.
Menschen jeglichen Alters fühlen sich zufriedener, wenn sie erfahren, wie viel gelebte Freude, Stolz und Schönheit in ihnen schlummert. Auch bieten die Erinnerungen der Freudenbiografie eine positive Grundlage für zwischenmenschliche Kontakte und generationenübergreifende Gespräche.
Blandine-Josephine Raemy-Zbinden
März 2017