Weil die internationalen Hotels kundenorientiert, die Dienstleistungen dem europäischen gehobenen Standard entsprechen, jedoch bezahlbar sind, lohnt es sich, ein gutes Hotel zu wählen. Persönlich bevorzuge ich das Interconti, weil ich dort morgens um halb 7 im angenehm warmen Wasser des Pools schwimmend der Stadt beim Aufwachen zusehen kann. Es gibt jedoch einige weitere sehr gute Hotels in Warschau, die alle ihre eigenen Vorzüge haben.
Auch ist es nicht besonders wichtig, direkt im Zentrum zu wohnen, weil die offiziellen gelben Taxis der Stadt im Vergleich zu unseren Taxis in der Schweiz spottbillig sind. Die hoteleigenen Taxis fahren zu höheren Tarifen, sind jedoch immer noch gnädig im Preis. Tipp: Die meisten Taxifahrer sprechen ein wenig Englisch. Um jedoch Missverständnissen vorzubeugen ist es gut, die jeweils gewünschte Adresse dem Taxifahrer schriftlich zu überreichen.
Die kundenorientierten Angestellten in den Hotels dürfen gern mit Fragen und Extrawünschen bombardiert werden und sind stolz, dem Touristen noch Extratipps mitzugeben. Als Tourist im Alleingang würde ich als erstes zum Kulturzentrum fahren.
Das Zifferblatt der Uhr hat einen Durchmesser von 6 m, alles ist riesig an diesem Gebäude. Einen guten Eindruck der Grösse erhältst Du, wenn Du rund um das Gebäude läufst, bevor Du die Aussicht von der Terrasse im 30. Stockwerk geniesst. Das Tourismusbüro im EG ist beeindruckend gut mit allen möglichen Unterlagen bestückt und offen für Spezialwünsche der Touristen. Was immer man möchte, es lohnt sich nachzufragen.
Dies sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Allerdings gibt es in Warschau vor allem verschiedene Touristenwege, die vorgeschlagen werden. Der Nowe Swiat entlang führt der Königsweg, der die drei ehemaligen Königsresidenzen verbindet. Der verbindende Weg führt an eleganten Strassen mit einladenden Cafés, an Fussgängerzonen mit verlockenden Geschäften und Galerien, sowie an Villenviertel und Botschaften vorbei. Ein Weg ist Papst Johannes Paul II. gewidmet, der Warschau mehrere Male besuchte. Für den Besuch mit Kindern gibt es ebenfalls eine spezielle Broschüre. Wegen des Ausmasses der Judenverfolgung in Warschau gibt es selbstverständlich auch Wege durch das Judenghetto von Warschau. Was immer Dich interessiert, frage im Hotel oder im Tourismusbüro nach – es wird alles unternommen werden, Dir Deine Wünsche zu bezahlbaren Preisen zu erfüllen.
Persönlich bin ich seit 2005 jährlich einige Male in Warschau, lebe kein Touristenleben mehr. Vielmehr beobachte ich die Unterschiede zwischen der Region Zürich und Warschau, sowie die Entwicklung der Stadt, die höchst erfreulich ist. Während ich im Jahre 2005 noch Mühe hatte, am Flughafen ein Taxi auf Englisch zu bestellen, spricht man im und vor dem Flughafen heute mit grosser Selbstverständlichkeit Englisch. Auch in den grossen Einkaufstempeln kann ich mich auf Englisch verständigen. Unterdessen wird auch in Warschau der Abfall umweltgerecht sortiert, Reformhäuser sind ebenso selbstverständlich wie Biogemüse.
Zu den grossen Unterschieden zählen für mich die „Highheels“, die extreme Rücksichtnahme auf Kleinkinder sowie die gleichzeitig hohen Anforderungen an die Kinder, die riesigen Parks mit den Turngeräten für Erwachsene, wie wir sie auch von China kennen sowie der grosse Arbeitseifer der allermeisten Jugendlichen und die überdimensionierten Einkaufspaläste, die mich an Dubai erinnern.
- Arbeitsmotivation: „Arbeit ist Scheisse!“ In der Schweiz habe ich kürzlich eine solche Inschrift auf T-Shirts gesunder Jugendlicher gesehen. Dafür hätte ein Warschauer nur ein Kopfschütteln übrig, weil er es toll findet, eine Arbeit zu haben, obwohl Warschau im Gegensatz zum übrigen Land eine bedeutend tiefere Arbeitslosenrate aufweist. Warschau zieht arbeitswillige Menschen an, die am Wirtschaftsaufbau dieser Stadt teilhaben wollen. Arbeit wird niemals als „Scheisse“ betrachtet, sondern als kostbares Gut. Die Arbeitsmotivation ist gross, dies spürt man förmlich auf den Strassen.
- Parks: Viele Familien leben in sehr engen Verhältnissen, weil die Mietszinse dem Lohnniveau entsprechend sehr hoch sind. In jedem Quartier gibt es jedoch viel Grün und Auslauf für die Bewohner. Die bekanntesten Parks in der Innenstand sind der Park Saski, Park Skanyszewski, der Park in Wilanow, der Park um den Krolikarnia-Palast in Mokotow. Der riesige Park zwischen der Österreichischen und der Deutschen Botschaft gilt als die grüne Lunge Warschaus und eine der schönsten Parkanlagen Europas. In allen Quartieren hat es jedoch auch weniger bekannte Parkanlagen, welche für Erwachsene und Kinder sehr viel bieten. Tatsächlich bevölkern die Familien an schönen Wochenenden die vielen Parks in Warschau, die ähnlich wie in China auch zu einem sozialen Treffpunkt werden.
- Rücksicht auf Kinder: Mit einem Kleinkind am Arm wird man in Warschau überall bevorzugt behandelt. Wildfremde Menschen geben den Vortritt an Kassen. Alle haben Verständnis für ein quengelndes Kind, lächeln dem Kind aufmunternd zu – während ich in Zürich eher das Gefühl habe, dass zwar überall von Kinderliebe gesprochen wird, Kinder jedoch schnell ein Störfaktor werden. Für mich, die oft sowohl in Zürich als auch in Warschau mit einem Kind unterwegs ist, scheint der Unterschied frappant. Nicht nur in effektiven Kinderrestaurants, wo der Spielplatz für die Kinder weit mehr Platz einnimmt als die Tische für die zahlenden Gäste, auch in den Parkrestaurants haben Kinder absolut Vortritt.
- Anforderungen an die Kinder: Andererseits wird von Kindern erwartet, dass sie fleissig und lernwillig sind. Im Bereich des Möglichen wird die bestmöglichste Ausbildung für die Kinder angestrebt, sowie früh damit begonnen. Da auch für Mütter immer noch keine 50 % Anstellung möglich ist, werden die Kinder bis zum Alter von drei Jahren meist in Krippen betreut. Danach fängt der Kindergarten an, der möglichst nicht nur zum Spielen anregen soll. Ich möchte dieses System nicht bewerten – mir fällt einfach auf, dass wir in der Schweiz schnell Angst haben, ein Kind zu überfordern, weil es ja noch Kind sein sollte, während man in Warschau eher Angst vor verpassten Bildungsmöglichkeiten hat. Kleiner Restaurantspielplatz, der von den meisten Tischen aus beobachtet werden kann.
- Highheels: Bei einem unserer Aufenthalte in Polen habe ich folgenden Werbespot gesehen: Eine junge Frau läuft mit verstopfter Nase, Husten und flachen Schuhen durch die Strasse. Sie ist krank, nicht gut drauf, trägt flache Schuhe. Eine Freundin empfiehlt ihr ein bestimmtes Medikament, das sie einnimmt. Nach der Einnahme des Medikamentes wirft sie die flachen Schuhe in die Ecke, läuft beschwingt mit „Highheels“ durch die gleiche Strasse, fühlt sich fit und gut. „Highheels“ sind (zumindest für den Berufsalltag) ein absolutes „must“ in Warschau. Ich staune immer wieder, wie Frauen jeden Alters mit diesen Schuhen weite Strecken laufen können. Bin – gelinde ausgedrückt – konsterniert über die Tatsache, in einer Arztpraxis die Ärztin in „Highheels“ und herausgeputzt wie für einen Abendanlass anzutreffen. In den vergangenen Jahren habe ich schon unzählige Diskussionen über diese „Highheels“ geführt, bin zum Schluss gekommen, dass dies im Moment eine noch unüberwindbare Kulturschranke ist. Während sich gebildete Polinnen in der Schweiz entsetzen, in Berner- und Zürcherstrassen Frauen jeden Alters ohne Schminke und „Highheels“ anzutreffen, bin ich in Warschau immer wieder verwirrt, Frauen in „Highheels“ in Gesundheitsberufen anzutreffen.Warschau mag sich in vielen Bereichen an den westlichen Standard angeglichen haben, die Sache mit den „Highheels“ zeugt noch von einem kulturellen Graben, der tiefwurzelnde, diametral auseinanderliegende Überzeugungen in sich birgt.
- Nachtrag: Im Frühling 2014, wo selbst in den Pariser Modeschauen die Models in Gesundheitsschuhen über den Laufsteg liefen, Caroline von Monaco in edlen Sneakers einem offiziellen Ball bewohnte und die Schuhgeschäfte mit bequemen Ballerinas überschwemmt wurden, habe ich an einem Wochenende im „Zloty Tarasy“ einige sehr junge Polinnen in Ballerinas, gar Sneakers gesehen. Auch waren diese jungen Frauen zwar sehr gepflegt, sorgfältig frisiert, ihr Körper zeugte von einer disziplinierten Lebensweise, jedoch fehlte die bis anhin obligate Schminke. Mag sein, dass sich nun da ebenfalls ein Trend abzeichnet.
- Einkaufspaläste: In Dubai – das habe ich gelernt – sind die Einkaufspaläste riesig, weil es dort im Sommer oft so heiss ist, dass man ganze Tage darin verbringt. Eine Shoppingmall ist nicht nur zum Einkaufen oder Flanieren da. Vielmehr bringt sie Unterhaltung für den Konsumenten. Ich weiss dies nicht mit Sicherheit, stelle mir jedoch vor, dass die überdimensionierten Shoppingzentren von Warschau mit ihren riesigen Hallen und dem vielfältigen Unterhaltungsprogramm für einen längeren Aufenthalt im meist sehr kalten Winter geplant sind. Auch sind die Shoppingmalls 7 Tage die Woche geöffnet, meist bis spät am Abend.
Zloty Tarasy – Einkaufstempel beim Bahnhof
Im Zloty Tarasy gibt es nebst unzähligen feinen Geschäften ebenso unzählige Restaurants in allen Preislagen. Es lohnt sich, irgendwo unter dem kunstvollen Glasdach zu sitzen, den Leuten zuzuschauen sowie die architektonische Meisterleistung zu bewundern. Das Zloty Tarasy ist umringt von internationalen Hotels, wird meist von sehr wohlhabenden Einheimischen oder von Touristen besucht. Die Preise sind – wenn auch moderat – an die Touristen angepasst. In der Galeria Mokotow und anderen Einkaufszentren ausserhalb des innersten Stadtkreises lassen sich eher Schnäppchen finden. Unbedingt im Hotel fragen, welches Einkaufszenter im Moment Ausverkauf hat.
Eine Spezialität von Warschau sind zudem die unendlich vielen Kunstgalerien, die meist nicht in den Einkaufszentren lokalisiert sind. Alteingesessene Geschäfte und Läden mit besonderem Charme findest Du in der Fussgängerzone, an der Nowy Swiat, am Trzech-Krzyzy-Platz oder an der Chmielnastrasse, die hinter Zloty Tarasy liegt. Das Tourismusbüro kann auf der Karte anzeichnen, wo sich die Geschäfte befinden, die Deinen Interessen entsprechen.
Der obligate Besuch im Lazienkowskipark sowie im integrierten Botanischen Garten dürfte den Besuch in Warschau abrunden. Wenn das Wissenschaftszentrum Kopernikus besucht wird, lohnt sich auch ein Abstecher zum Botanischen Dachgarten der Universität.
Blandine, im April 2014
Quellen:
Unterlagen aus dem Tourismusbüro des Kulturpalastes
Eigenes Erleben und eigene Erfahrungen