Auf der Fahrt: Restaurants und Hotels

Wir bewegen uns im Moment nicht wirklich in Touristenorten. Deshalb stehen nun traditionelle südafrikanische Gerichte auf der Karte, die jedoch für uns vom Namen her nicht definierbar sind. Statt lange zu erklären bringt mir die wirklich sehr freundliche Dame in Mthatha einen kleinen Teller voll sehr lange gekochte LinsenBohnen, die ich jedoch nicht mag. So bestelle ich den obligaten „Salat mit Huhn“, den ich hier in allen Variationen bekomme. Mal mit viel grünem Salat, mal auch mit Oliven und Tomaten, Feta. Mal ist das Huhn paniert, gebraten, heiss. Mal hat es mehr Huhn als Salat. Mal bezahle ich Fr. 3.80 dafür, mal das Dreifache. Immer ist dieser Salat lecker.

Als „sidedish“ bestelle ich wegen der Empfehlung der freundlichen Dame noch eine „Pamptarte“.

Aus dem Mehl von weissem Mais kochen die Einheimischen einen Brei. Dieser Brei heisst „Pamp“. Ich finde, dass die Einheimischen eine extrem schöne Bildsprache haben. Pamp beschreibt den Brei ohne Umschweife. Pamp wiederum gilt als Grundnahrungsmittel, wie seinerzeit bei uns die Kartoffeln. Auf der Durchfahrt kann man KnorrReklame sehen. „Make your pamp tasty with Knorr!“

Für die Tarte wurde Pamp ausgekühlt, danach auf ein Blech gestrichen, mit Zwiebeln, Tomaten, Tomatensauce, Käse und Gewürzen belegt und überbacken. Der nahrhafte „sidedish“ würde von der Grösse her glatt als Menu durchgehen. Man isst hier im Eastern Cape üppig, mehr als einmal wurde ich mitleidig angesehen, als ich „nur“ einen Salatteller bestellte. Oder auch kopfschüttelnd ausgelacht, als ich morgens keine Omelette, auch keine Spiegeleier, schon gar keine Würstchen wollte, obwohl dies alles inklusive wäre. Üppig, für unseren Geschmack eher schon schwer empfinde ich auch die Beigabe von sehr feinen rahmigen Käsesaucen, die ich mehrmals über einem panierten Pouletcordonbleu oder auch mit Spinat bekommen habe.

Erwähnenswert betreffend Restaurants ist auch, dass es zur Rechnung zwingend Bonbons gibt, die auch sonst überall aufliegen. Man isst hier sehr viel Süsses, auch viel Huhn, das übrigens bei den Einheimischen „Sutu Putu“ heisst.

Auf dem Rückweg nach Kapstadt, den wir am Sonntagmorgen begonnen haben, sind uns unendlich viele sehr schön gekleidete Frauen, Kinder und Männer begegnet. Kleider sind als Statussymbol sehr wichtig und werden entsprechend ausgewählt, auch sorgfältig gepflegt. Ich habe eine riesige Achtung vor diesen Frauen, die es schaffen, ihre ganze Familie so sauber, so faltenfrei und so sorgfältig zu kleiden. Immerhin wird die meiste Wäsche in diesem Gebiet von Hand gewaschen. An einigen Bächen haben wir waschende Frauen gesehen, die anschliessend mit Grazie den Wäschekübel auf dem Kopf nach Hause trugen, wo die Wäsche an irgendeinem Zaun aufgehängt wird. Wer eine Wäscheleine hat, ist schon sehr privilegiert. Effektiv gibt es im TV auch sehr oft Reklame für Waschmittel, die sich für die Handwäsche eignen. Auch „vanish“ wird angepriesen um das Schruppen von Hand zu vereinfachen.

Den nun vorüberziehenden Dorfbildern entsprechend, laufen viele Einheimische sehr schön gekleidet an eine Versammlung oder in eine Kirche. Einigen sieht man an, dass sie im Chor singen, weil sie Choruniformen tragen. Auch sehen wir Männer in Gruppen zu traditionellen Zusammenkünften laufen. Auf dem Rücken tragen sie Tierfelle und eine Art bemalte Speere.

Andererseits wird wohl vorwiegend am Sonntag, wenn nicht gearbeitet wird, gewaschen. Alle Zäune sind voll von bunten Kleidern, die an der Sonne sehr schnell trocknen. Dafür sind die Strassen der Städte weniger verstopft, die Stadtbilder unterscheiden sich stark von denen während der Woche. Schon fast „heimelig“ empfinde ich das Bild in Qumbu, wo die schön angezogenen Frauen nach der Sonntagsmesse in der geöffneten Metzgerei Fleisch für den Sonntag einkaufen. Auch mein Vater hat 1950 eine Metzgerei neben der Kirche gebaut, weil die Bewohner unseres Dorfes damals noch keinen Kühlschrank besassen und den Sonntagsbraten erst am Sonntagmorgen kaufen konnten. Während der Woche wurde damals so oder so kein Fleisch gegessen. Dies ist bei den Einheimischen hier auch heute noch so.

Die Fahrt von Oribi Nature Reserve nach Port Elisabeth empfinden wir einmal mehr als abwechslungsreich, lehrreich, das Gebiet oft als urtümlich afrikanisch. Obwohl wir mehrmals übernachtet haben, mache ich jedoch prinzipiell keine Hotelratings. Dies hat vor allem mit unseren Erfahrungen in Südafrika zu tun:

1. Reist man nicht mit den Südafrikanern im Dezember/Januar oder über Ostern, findet sich meistens ein Bett in irgendeiner Form. Manchmal schlafen wir 5*, manchmal auf einer Farm für Fr. 30. Wir entscheiden nicht nach den Zimmern, sondern nach der Umgebung/Aussicht. Auch suchen wir meist einen Ort, der in der Mitte von mehreren Sehenswürdigkeiten liegt, damit wir nicht jeden Tag einund auschecken müssen.

2. Papier ist geduldig, das Internet auch. Wir sind auch schon in einem Guesthouse abgestiegen, das vor einigen Jahren mit 5 Sternen ausgezeichnet wurde, inzwischen jedoch dringendst eine Überholung nötig gehabt hätte. Da jedoch die Klassifizierung ziemlich lange gültig ist und wir erst kurz vor der erneuten Klassifizierung anwesend waren, weckten bei uns diese 5 Sterne nur Erwartungen, die nicht erfüllt werden konnten. Deshalb empfehle ich, sich wie die Südafrikaner auch, frühmorgens auf den Weg zu machen und frühzeitig vor Ort eine Bleibe zu suchen. So weiss man über die aktuellen Begebenheiten Bescheid.

3. Auch ein sehr gutes Hotel ist an die Begebenheiten in Südafrika gebunden. Hier klappt nicht immer alles auf Anhieb, wie wir uns dies gewohnt sind. Schon fast groteske Formen nehmen die Pannen im jetzigen Guesthouse an, das an und für sich wunderschön wäre.

Bei der Besichtigung und spontanen Buchung haben uns vor allem der äusserst freundliche Empfang sowie die fantastische Aussicht aus dem Zimmer mit Gartensitzplatz fasziniert:

Vom Sitzplatz aus

Privater Steg zum Strand

Auch vom grosszügigen Badezimmer mit riesiger Sprudelwanne sowie dem gediegen eingerichteten Zimmer waren wir hellauf begeistert. Die Nacht entpuppte sich dann aber als mühsam, weil die neue Klimaanlage ausgestiegen war, man uns hilfsbereit eine portable Klimaanlage installierte, die jedoch mehr Lärm als Kälte produzierte. Wegen der Meeresnähe und dem an und für sich gerne gehörten Getöse des Meeres, war jedoch ein Öffnen der Fenster nicht möglich.

Vor einigen Tagen war irgendeine Pumpe beim Pool vor dem Zimmer ausgefallen und man versuchte, den Schaden zu beheben, weil wegen der Hitze das Wasser kippte und der Pool im Moment nicht benutzt werden konnte. Aus unerklärlichen Gründen stimmten auch die Nummern der Satelliten Fernsehsender nicht oder hatten ein Problem beim Empfangen der Signale. Probleme gab es auch mit dem Internet, obwohl jedes einzelne Zimmer entsprechend ausgerüstet war. Für mehrere Tage hatte das gesamte Haus keinen Zugang zum Internet, weil die Verbindung in Port Elisabeth gestört sei.

Als i-Tüpfelchen wurde das ReserveKühlgerät nicht richtig angeschlossen, das Wasser lief auf den Teppich und Holzboden. Der Teppich musste an der Sonne getrocknet werden. Ich hatte Kontakt zu allen möglichen Menschen, die sich um die Schäden und Reparaturen in unserem Zimmer kümmerten. Immerhin wurde getan, was getan werden konnte. Die zweite Nacht schliefen wir bereits wieder mit Klimaanlage, der Pool wurde notfallmässig mit frischem Wasser aufgefüllt und vorübergehend freigegeben. Statt TV schauten wir den Meereswellen zu, der Blog konnte warten.

Dafür war das Zimmer mit allem Möglichen ausgestattet, inkl. südafrikanischen Zeitschriften. Diese lese ich immer gern, weil ich Informationen bekomme, die nicht für Touristen bestimmt sind. Natürlich reisen auch die wohlhabenden Südafrikaner zu den Schönheiten ihres Landes und zu den Game Reserves. Hier erfahre ich nun so viel über das TsitsikammaReserve, Pettenberg und The Crags, dass wir in dieser Gegend einen längeren Halt einplanen und möglichst in der Mitte aller Schönheiten eine Bleibe suchen wollen.

Obwohl es The Crags in keinem Reiseführer gibt und schon gar keine Übernachtungsmöglichkeiten aufgeführt werden, finden wir ein sehr einfaches Cottage inmitten unberührter Natur, mit grossem Garten und Swimmingpool, sowie eine grandiosen Aussicht:

Blandine, Februar 2014

© 2016
Fragen – Schreiben – Verlegen
Blandine-Josephine Raemy-Zbinden
Feldpark 9
CH-6300 Zug