Cape Agulhas

Den relativ langen Weg von der N2 bis zu Cape Agulhas nimmt man nur in Kauf, weil es hier nebst des Meeres und sehr viel Wind zwei eher verborgene Attraktionen gibt:

Auf dem 20. Breitengrat, hunderte Kilometer vom Land entfernt, treffen genau bei Cape Agulhas der Indische Ozean und der Atlantik aufeinander. Besser gesagt, der sehr warme Agulhas Strom mit dem kalten Benguela Strom. Verschiedene Temperaturen, verschiedene Vegetation. Dies gilt natürlich auch für das Meer. Deshalb finden wir im Eastern Cape wunderschöne Korallenriffs, während bei Kapstadt die Kelpwälder vorherrschen.

Diese beiden verschiedenen Ströme bringen auch für das Land ganz unterschiedliche Entwicklungen. Während der warme Strom viele Leute anzieht, das Land durch die feuchten Winde fruchtbar werden lässt, die Touristen zum warmen Wasser pilgern, sorgen die trockenen Winde des kalten Stromes für Küsten ohne Regen und daraus resultierende Halbwüsten. Natürlich gibt es auch wenig Touristen, die sich im kalten Wasser tummeln wollen.

Ganz anders sieht die Sache im Wasser aus: Im 27Grad warmen Wasser hat es kaum Plankton, entsprechend wenig Fischwachstum. Es gibt wohl eine grosse Vielfalt an Fischen und Meeresgetier, nicht jedoch eine sich stets erneuernde Population. Im kalten Wasser hingegen explodieren die wenigen Arten richtiggehend, weil das Wasser extrem nährstoffreich und planktonreich ist.

Zudem gibt es Kelp, Muscheln und Fische, die nur hier, beim Zusammentreffen von Kalt und Warm leben können.

Auch die Wale kommen nur hierher um zu gebären, damit die Walbabies die erste Zeit im etwas wärmeren Wasser verbringen dürfen. Für die Walmutter ist dies eine extreme Leistung, weil es hier schon fast kein Plankton mehr hat und sie während dieser Zeit kaum isst.

Wegen des Tourismus legen die Verantwortlichen von Cape Agulhas grossen Wert auf den exakten Standort des Zusammentreffens dieser beiden Strömungen.

Obwohl das Zusammentreffen dieser Strömungen hunderte Kilometer vor der Küste stattfindet, war in Agulhas das Meer für die frühen Seefahrer wegen der grossen Stürme und starken Wellen eine grosse Herausforderung. Deshalb wurde bereits 1848 ein Leuchtturm gebaut, dessen Licht 40 Kilometer weit ins Meer hinaus leuchtete. Das Informationszentrum im Leuchtturm ist gut dokumentiert. Teile der mehr als 125 gesunkenen Schiffe sind im Museum von Bredasdorp zu sehen.

Während man auf Stegen zum „Punkt“ läuft, durchquert man das Naturschutzgebiet voller „Fynbos“. Das sind – vereinfacht gesagt – feinblätterige Gewächse und Pflanzen, die ihre Blattgrösse verkleinert haben, um den Wasserverlust zu minimieren. Dies befähigt sie, in diesen unwirtlichen, trockenen, salzigen und sehr windigen Gebieten zu überleben. Es sind vor allem die Erikas, die Proteen, die Milktrees und Riedgrasgewächse. Aber auch Geranien, Freesien, Lilien und Iris. Damit man von Fynbos sprechen darf, müssen alle 4 Pflanzengruppen und mindestens 1700 Arten vorhanden sein.

Effektiv habe ich noch keine zufriedenstellenden näheren Informationen zu Fynbos gefunden. Auch googeln hat nicht geholfen. Im „Iwanowski’s“ steht Folgendes: „Zum Ursprung der Kapflora gibt es zwei Theorien, die gemeinsam das heutige Erscheinungsbild der Vegetation am Kap erklären: Im Verlauf der Kaltzeiten, als sich Gletscher von Nordeuropa aus nach Süden schoben, mussten die damals vorherrschenden Vegetationsgürtel nach Süden ausweichen und fanden am Kap ideale Zufluchtsbedingungen. Die andere Theorie geht davon aus, dass die Kapflora schon immer eigenständig war und sich entwickelte, als sich Afrika – gemeinsam mit den späteren Landmassen Australien, Neuseeland, Indien, Südamerika und Antarktis – aus dem Urkontinent Gondwana herausbildete. So gibt es als Beweis dafür eindeutige Beziehungen zwischen bestimmten ProteenArten am Kap und in Australien.

Die Vegetation der Kap Halbinsel wird von Fachleuten als Fynbos bezeichnet. Darunter versteht man dichte, strauchartige Gewächse, die grobes oder feines, weiches oder hartes Blattwerk aufweisen. Sicherlich ist die Protea die berühmteste Vertreterin des Kap-Fynbos.“

Die Gegend von Kleinmond, Hermanus, Gansbaai sowie Cape Agulhas wird von Winterregen begünstigt, gilt deshalb als das Fynbos Königreich. Trotzdem sieht auf den ersten Blick die Küste bei Cape Agulhas nicht besonders speziell aus.

Mehr als 2000 verschiedene einheimische, teils auch endemische Fynbos wachsen hier, blühen vor allem im Frühling von Mai bis September. Während des ganzen Jahres findet – wer nah genug geht – wunderhübsche Blüten.

Vom Steg aus kaum als Blüten zu erkennen


Wundersame Überlebenskünstler

Auch die Bäume sind in Cape Agulhas vom Wind gezeichnet

Blandine, im Februar 2014

Quellen:
Iwanoswki’s Südafrika siehe auch www.iwanowski.de
Führung auf Grootbos
Informationszenter Cape Agulhas
Eigene Beobachtungen

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