Southbroom Oribi Nature Reserve

Southbroom liegt bereits kurz vor Durban. Deshalb wird diese Gegend SouthCoast genannt. Oder auch Golfcoast, weil sich hier Golfplätze aneinander reihen. Ebenfalls gibt es auch hier GameReserves, wo über schwindelerregende Hängebrücken gegangen werden kann. Oder mit 4×4 Fahrzeugen herumgedonnert, auf 4,5 km langen Seilen hinuntergesaust, auf Pferden geritten werden kann. Auf dem Programm stehen auch mountainbaiken oder paintball.

Eine Spinnenlilie im Garten von Southbroom bezaubert durch ihre Zartheit

Riesenblätter in der sehr üppigen Vegetation an der South Coast. Sie sind mindestens einen Meter lang.

Ausser golfen, die sehr üppige Vegetation geniessen, kilometerweit am Strand entlang laufen, eine Bananenfarm besuchen oder auch eine Krokodilfarm, Tiere beobachten und Pflanzen bewundern, kann man ab Southbroom auch nach Shelly Beach fahren, um dort am Strand wunderschöne Muscheln zu sammeln oder zum Oribi Gorge Nature Reserve.

Uns gefällt es hier sehr gut, weil wir in Southbroom ein wenig wie Einheimische leben können und uns nicht nur als Touristen fühlen. Vor allem gefällt uns, dass die Grenzen zwischen den Weissen und Nichtweissen viel durchlässiger sind als etwa an der Gardenroute.

Sehr wohlhabende Weisse scheinen nicht ins Eastern Cape zu kommen, die meisten Nichtweissen scheinen nicht entwurzelt, deshalb auch nicht so arm. In Gonubie gibt es zum Beispiel nur ein einziges Shoppingcenter und auch ein einziges Restaurant. Dort kehren alle ein – die Weissen und auch die Nichtweissen. Auch hier in der Gegend treffen wir in Restaurants Nichtweisse an, die zusammen mit den Weissen fröhlich dinieren. Es kann sein, dass eine Weisse einen Nichtweissen bedient. Im Golfclub gibt es wie selbstverständlich nichtweisse Members und der Tourismusminister ist ein Nichtweisser. Southbroom ist ein beliebter Ferienort für die Mittelklasse der Nichtweissen.

Obwohl die Grenzen durchlässiger sind, ist jedoch für die meisten Nichtweissen der Arbeitsweg auch hier unmenschlich lang. So würden wir abends gerne in einem Restaurant der Nichtweissen essen. Diese schliessen jedoch meist um 4, spätestens halb 5, weil sich dann die Angestellten zu Fuss auf den Heimweg machen, um bei Dämmerung zu Hause zu sein. Das ganze Ausmass dieser Wanderungen kann/muss man nach Feierabend auf der Autobahn zwischen Port Shepstone und Oribi Plaza erleben.

Ohne jegliche Safari sehen wir in Southbroom/San Lamer enorm viele Tiere. Auf dem Sitzplatz unseres Zimmers besuchen uns immer wieder (ziemlich freche) Affen und Ibisse. Wir fahren langsam zum Golfplatz, weil uns unbekannte „Minirehe“ vors Auto huschen oder auch Tiere, die ähnlich wie unsere Murmeltiere aussehen (Klippenschliefer). Auf dem Golfplatz gibt es einige Echsenarten, Springböcke und auch Antilopen, welche sich über diese kleinen weissen Bälle wundern. Das ausgediente Nest eines Nestwebers fällt mir eines Morgens auf den Sitzplatz, später sehen wir eine Gottesanbeterin sowie einige Libellen.

Auf die kleinen „Eidechsen“ sie wir immer wieder im Zimmer die Wände rauf und runter huschen sehen, könnten wir natürlich verzichten.

Alles nur mit einem kleinen Schnabel gewoben

Für die Southcoast spricht natürlich auch das wunderbar warme Meerwasser. Jetzt Anfang Februar haben wir je nach Tag zwischen 19 und 24 Grad Celsius im Meer – noch mehr in den hier üblichen Gezeitenpools, die sich hervorragend zum Schwimmen eignen. Bei Ebbe zieht es einem sehr schnell ins Meer hinaus und es ist gut, sich wie die Einheimischen nur vorsichtig an die Wellen heran zu tasten.

Ein Gezeitenpool für Kinder und ein tieferer für die Erwachsenen

Eine ganze Affenfamilie wohnt auf dem Parkplatz von Marina Beach

Immer wieder ist die wunderbare Vegetation zu bestaunen

Obwohl wir einige Zeit in Southbroom verbringen und in diversen – auch „einheimischen“ Restaurants essen, wird uns nicht wirklich klar, was als südafrikanische Küche gilt. Die vielen Seafood Restaurants dem Meer entlang seien für die Touristen, weil man zu Hause vor allem Fleisch grilliere, erklärt man uns. Deshalb schaue ich mir im örtlichen Supermarkt die südafrikanischen Frauenzeitschriften an und erhalte bestätigt, was ich bereits von den sehr guten Restaurants her vermutete: Im Moment ist vor allem Italienisch en vogue. Man isst italienisch, preist mediterrane Küche an. In den Zeitschriften steht, wie man die italienischen Köstlichkeiten zubereiten kann. So haben auch wir – dem Angebot entsprechend, vor allem italienisch oder mediterran gegessen.

Die Art und Weise des Bestellens ist jedoch eher südafrikanisch als italienisch. Hier wird überall früh gegessen. Vor allem jedoch wird am Eingang gewartet, bis man an einen Tisch geführt wird. Auch wenn das Restaurant noch leer ist, wäre es ein Affront, sich selbst einen Tisch auszusuchen.

Danach wird zwingend erst der (Rot)Wein bestellt, der absolut auch mit Eiswürfeln (im Glas) auf die gewünschte Temperatur abgekühlt wird. Erst nach dem ersten Schluck Wein gibt die Wirtin ihre Tagesempfehlungen preis, die nicht zwingend auf der Karte stehen müssen.

Am ehesten kommt im Strandrestaurant von Marina Beach ein afrikanisches Feeling auf, wo wir wunderbar zartes, saftiges Chickencurry essen, während wir gleichzeitig den Sonnenuntergang bewundern und dem Tosen des Meeres lauschen können.

Oribi Nature Reserve

Etwas Verwirrung stiftet, dass es im Prinzip drei Resorts gibt, die alle die Umzimkulwana Schlucht zum Hauptthema haben. Von Oribi Flats East herkommend fährt man am besten bis zur Nr. 314 und biegt dort rechts ab um zu Nr. 317 zu gelangen.

Obwohl man laut dieser Karte glauben könnte, dass „The Gorgez View Restaurant“ (314) direkt an dieser Kreuzung liegt, ist dem nicht so. Es befindet sich etwas näher von Paddock.

Aber auf der Höhe von Nr. 314 ist ein Wegweiser, der zum Oribi Gorge Nature Reserve hinweist. Ziemlich bald nach der Abzweigung kann man links abbiegen, wo sich das Reserve Information Center befindet und auch der „Baboon Trail“ (317), der gut signalisiert nur einen Kilometer zum Aussichtspunkt über die Schlucht führt.

Auf dem Baboon Trail sollte man wie überall gut auf den Boden schauen, um nicht plötzlich auf eine Schlange zu stehen. Ausserdem „muss“ man auch die oft wundersamen Pflanzen und Blüten bewundern

Beim Infozentrum könnte man auch in Rundhütten übernachten und einen längeren Halt einplanen, was jedoch nur für wirklich Ruhe suchende lohnend sein wird

Zurück zur Strasse, die mitten durch das „Reserve“ führt, dringt man nun – abwärts fahrend, mehr und mehr in die bewaldete Schlucht ein. Uns sind ziemlich grosse Affen vor das Auto gesprungen und wir haben mit abgeschaltetem Motor lange den wundersamen Tönen dieses „Waldes“ zugehört.

Beim tiefsten Punkt, kurz nach der Brücke über den Fluss, gibt es eine Informationstafel für verschiedene Trails, die jedoch nicht sonderlich gut markiert sind und auch irgendwo am Fluss aufhören können. Wichtig zu wissen, dass man das Wasser unbedingt meiden sollte, weil BilharzioseGefahr besteht!! Beim Parkplatz gibt es jedoch auch PicknickMöglichkeiten und nochmals besondere Pflanzen zu bewundern. Mir haben es die „SkelettBäume“ angetan, die auf den ersten Blick leblos scheinen, weil sie keine Blätter haben.

Ein Skelettbaum in Blüte

Wichtig ist nun, vom Parkplatz bei der Brücke weiter zu fahren und das Reserve ganz zu durchqueren bis man links von Nr. 319 ist. Von da fährt man nun nach links, bis Nr. 303. Da ist der Eingang zum Eland Game Reserve, das eine Mischung zwischen Paintballabenteuer, Hochzeitslocation und Tierbeobachtung ist. Einmal mehr wird man hier auch auf Einheimische treffen.

Schon der Weg zum Lake Eland Game Reserve www.lakeeland.co.za ist abenteuerlich und beeindruckend zugleich. Nicht zu vergessen, dass die rot markierte Strasse nicht asphaltiert ist, quer durch nichtweisses Gebiet führt und auch wieder die extrem grünen Weiten freigibt.

Wie überall in den Reserves würde es sich lohnen, eine oder zwei Nächte zu bleiben, um frühmorgens die Tiere beobachten zu können. Es gibt ziemlich viele Büffel, vier Giraffen, einige Zebras und sehr viele Antilopen.

Ein Highlight ist sicher die Hängebrücke mit dem spektakulären Ausblick auf das Grün der Schlucht Etwas

Nervenkitzel auf der Hängebrücke und dem Steg über der Schlucht

Fährt man danach über Harding Richtung Kapstadt, ist es absolut möglich, ab Punkt 303 nach links abzubiegen und zur N 2 in Izingolweni zu fahren. Diese Strasse ist jedoch wirklich sehr abenteuerlich.

Wir sind von Nr. 314 nach Izingolweni gefahren und von dort aus zur Nr. 303. Hatten mehr als einmal das Gefühl, uns definitiv in der Wildnis verfahren zu haben und benötigen zweimal die Hilfsbereitschaft der Einheimischen, um wieder Hoffnung zu schöpfen. Beide Begegnungen mit diesen Nichtweissen waren beeindruckend.

Zwei Männer, die im Busch mit Pickel und grossem Buschmesser gearbeitet hatten, versuchten uns in ihrer Sprache mitzuteilen, dass wir nur weiterfahren sollen, weil prinzipiell die Richtung stimmte, obwohl es von dieser Seite her weder Wegweiser noch Hinweistafeln gibt.

Ein Nichtweisser in seinem Auto zeigte uns, wie man es in Südafrika macht, wenn man ein stehendes Auto sieht. Er blieb in seinem Auto sitzen, hatte genug Distanz zu uns, rief jedoch zu uns herüber: „Are you all right?“ Er ermunterte uns, nur weiterzufahren, weil wir nur noch zwei Kilometer vor dem Eingang seien. Obwohl dies sehr lange zwei Kilometer waren, ahnten wir, dass wir richtig fahren.

So wie Zeitangaben einfach Vorschläge sind, muss man auch flexibel bei der Wegbeschreibung sein. Trotzdem ist es gut, in diesen abenteuerlichen Gegenden mit vollem Tank, Wasservorrat und mit genügend Zeit für die Fahrt bei Tageslicht aufzubrechen.

Die Southcoast hat einen speziellen afrikanischen Charme. Dazu gehört auch, dass manchmal die Wasserleitungen gurgeln und man schleunigst noch etwas Wasser nimmt, weil es vielleicht wieder irgendwo im Dorf einen Rohrbruch gab und das Wasser für einige Zeit nicht zur Verfügung stehen wird. Auch kauft man frühzeitig ein bestimmtes Produkt (Rasierschaum, Mineralwasser ohne Geschmackszusätze), weil es nicht jederzeit erhältlich ist. Man verzichtet auf Kaffee, weil das Restaurant gar keine Maschine hat oder sie seit längerem ausser Betrieb ist.

Auch ist es uns nicht gelungen, unsere Verkehrsbuse zu bezahlen. Einmal war das „Postoffice“, das im Dorfladen untergebracht ist, geschlossen. Ein andermal hatten wir den Zettel nicht dabei und als schliesslich alles geklappt hätte, sagte die freundliche Dame am Schalter, dass sie gar kein Geld in Empfang nehme könne. Dazu müssten wir in ein grosses Postoffice gehen….

Blandine im Februar 2014

Quellen:
Southern explorer, edition 14, winter 2013
Unterlagen aus Museen und Informationszentren der Städte
Persönlich Erlebtes und eigene Beobachtungen
Gespräche mit Einheimischen
Reise KnowHow Verlag: Reise KnowHow Südafrika von Christine Philipp

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