Tsitsikamma / Storms River Village

Der Tsitsikamma National Park liegt zwischen Woodlands am „Eerste River“ im Osten, zieht sich bis kurz vor Keurboomsstrand bei Plettenberg im Westen hin. Tsitsikamma ist der erste MeeresNaturschutzpark Afrikas, seine Schutzzone reicht 5,5km weit ins Meer hinein. Auch beherbergt er den grössten zusammenhängenden Urwald Südafrikas. Auf seinem Gebiet von 68km Länge gibt es zwei weltberühmte Wanderwege. Trails, bei denen man 5 Tage dem Meer entlang durch den Park wandert. Begleitet von einem Ranger und untergebracht in Etappenunterkünfte. Aus der ganzen Welt kommen Wanderer hierher, um diesen Trail zu laufen. Deshalb muss für die Hochsaison unbedingt Monate vorher gebucht werden. www.sanparks.org./parks/tsitsikamma und www.dolphintrail.co.za

Aus verschiedenen Gründen lohnt sich ein Halt beim Restaurant der Paul Saurer Brücke, die im südafrikanischen Prospekt „storms river bridge“ heisst. Einerseits kann man auf der Schatten spendenden Terrasse gemütlich rasten, das Infozentrum gibt Auskunft über Alles im Tsitsikamma und man kann das Flussbett bestaunen. Einmal haben wir viele Touristen auf der Brücke gesehen, die abgeschirmt von den Autos die Schlucht bewunderten. Das Infozentrum gibt jeweils den Weg und die Möglichkeiten bekannt.

Nur wenig westlich vor der Paul Saurer Brücke wirbt ein Plakat für den „big tree“. Auch wenn man es sehr eilig hat, die Zeit für den kurzen Spaziergang zum 1000 Jahre alten Yellowtree sollte man sich nehmen.

Yellowtree heisst der Baum, weil das Holz gelblich ist. Der Bildsprache entsprechend gibt es hier auch Redwood, Stinkwood, Milkwood und Fieberbäume.

Während wir die Kühle des Urwaldes geniessen, dem Leben in ihm zuhören und uns am Grün kaum sattsehen können, machen wir uns Gedanken über die Parallelen vom Urwald zur hiesigen Gesellschaft. Hier unten am schattigen Boden haben wir keine Chance, die Baumkronen an der Sonne zu sehen. Sie sind viel zu hoch, viel zu weit entfernt.

Nur für den „big tree“ wurde eine Lichtung geschaffen, damit man seine Grösse erkennen kann. Ein Bild von der vollen Grösse ist jedoch nicht möglich, weil die Lichtung zu klein ist.

1000 Jahre alt soll er sein, nur 36.6 Meter hoch. Aber er hat eine Krone, die sich über 33 Meter ausstreckt. Der Umfang des Stammes misst 8.5 Meter. Tatsächlich können diese „Outeniqua Yellowwood Bäume“ 45 Meter hoch werden. In Ihren Kronen hoch oben an der Sonne wohnen zahlreiche Vögel. Sowohl die Rinde als auch die Früchte enthalten viel Tannin, das für das Gerben von Leder benutzt wurde. Weil diese Bäume schnurgerade nach oben wachsen, wurden sie vor allem für die Schiffsmasten benutzt. Wegen ihrer Farbe auch für Möbel.

Alle Bäume sind hier so hoch. Weshalb erfahren wir im „Storms River Village“

Von der Bloukrans River Bridge kann man „Bungeejumping“ machen oder vom Restaurant aus zusehen. Immer wieder gibt es auf der N2 Hinweistafeln für die R 102, die über den Bloukrans Pass, den Groot River Pass, durch das Nature Valley bis kurz vor the Crags führt. Dies ist die alte Strasse, welche früher Kapstadt mit Port Elisabeth verband. Sie soll durch landschaftlich sehr schönes Gebiet führen, ist jedoch im Moment, weshalb auch immer, geschlossen

Wenig westlich vom „big tree“ führt die Abzweigung zum Storms River Village. Weiter westlich liegt das Storms River Mouth

Camp, das ich im nächsten Bericht beschreiben werde. Schon fast am westlichen Anfang des Parks liegt Nature Valley, das vor allem von den Ruhe suchenden Einheimischen besucht wird. Alle schwärmen davon, dass man hier ohne eine Menschenseele zu sehen, stundenlang laufen kann. Wir haben uns auf der Antlerslodge in the Crags so wohl gefühlt, dass wir den Besuch zum Nature Valley gestrichen haben. Auch hier haben wir keine Menschenseele gesehen, am Morgen haben uns nur die hauseigenen Gänse und ein paar Ibisse besucht.

Diese Basis kann landschaftlich nicht mit Storms River Mouth verglichen werden. Hierher kommt man nur, weil hier der Ausgangspunkt für „the original canopy tour“ ist, die wiederum ein Erlebnis ist, weil man so zu den Baumkronen kommt. Obwohl ich im TsitsikammaInformationszentrum bereits eine entsprechende Broschüre mitgenommen habe, konnte ich mich nicht dafür erwärmen. Erst der Eintrag im „Solomon’s Guide – Orange Collection“ überzeugte mich. www.orangecollection.co.za auch für ausgesuchte Hotels.

Von 10 Plattformen aus gleitet man zwischen die Baumkronen der oft 700 Jahre alten Yellowood und Black Stinkwood Bäume. Die Plattformen sind meist mit vielen rötlichen Flecken übersät, weil die Vögel hier oben die Tanninhaltigen Früchte essen.

Als Baumkronen an der Sonne sehen wir den Himmel und andere Baumkronen an der Sonne


Schauen wir hinunter, so sehen wir untere Baumkronen an der Sonne

Nur selten gelingt es in dieser üppigen Vegetation bis hinunter zum Schattendasein zu sehen, vielmehr nehmen wir junge Bäume auf dem Weg nach oben wahr

Auf den Plattformen erhalten wir viel Wissenswertes über diesen Urwald und die YellowwoodBäume. Besonders beeindruckt hat mich dabei die Art des Wachstums

Der Urwald ist so dicht und unten so schattig, dass Bäume in der Bodennähe keine Möglichkeit zum Wachsen haben. Junge Bäume
müssen warten, bis eine Waldlichtung entsteht. Dann jedoch ist der Boden so fruchtbar, dass es ihnen möglich ist, sehr schnell zu wachsen. Ein richtiger Wettlauf mit der Zeit beginnt, weil es viele Bäume gibt, die nun zum Sonnenlicht drängen. Nur diejenigen, die schneller als alle anderen wachsen, haben eine Überlebenschance an der Sonne.

Deshalb vergeuden diese Bäume keine Kraft, um Wurzeln oder untere Äste wachsen zu lassen, sondern schiessen ohne Umwege schnurgerade in die Höhe. Obwohl sie sehr schnell sehr hoch werden, haben selbst ausgewachsene Bäume nicht mehr als einen Meter tiefe Wurzeln. Dieses Manko machen sie wett, indem sie ihre Wurzeln mit den Wurzeln der Nachbarsbäume verkeilen, verknoten. Die YellowwoodBäume geben einander die Wurzelhände, um einander Halt zu geben. Sie erleiden dadurch ein gemeinsames Schicksal. Fällt ein Baum, dann reisst er all seine Nachbarn mit, eine grosse Waldlichtung entsteht, ein neuer Konkurrenzkampf um den Sonnenplatz entsteht. Interessant dabei ist, dass diese Bäume nur so hoch wachsen, weil und wenn sie um die Sonne kämpfen müssen. Setzt man sie nämlich an eine offene Stelle, haben sie genügend Licht und Sonne, nehmen sie es wie andere Bäume auch, sehr gemächlich mit dem Wachsen

Blandine, Februar 2014

Quellen:
Führer auf der Canopy Tour
Prospekte des TsitsikammaInformationszentrums
Orange Collection
Eigenes Erfahren
www.treetoptour.com
www.stormsriver.com

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