So wunderschön Südafrika ist, man müsste schon mit blinden Augen reisen, wenn einem der enorme Reichtum sowie die gleichzeitig enorme Armut nicht berühren würden. Ich habe mich jedoch bei der letzten Reise (November 2010) intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und werde in diesem Bericht nicht mehr darauf eingehen.
Anhand der Orte Humansdorp / St. Francis habe ich mir die Situation der Weissen und Nichtweissen nochmals angesehen: Humansdorp ist eine funktionierende Stadt mit mehrheitlich nichtweissen Einwohnern. St. Francis ist prinzipiell ein „weisser“ Ort. Da die Villenbesitzer in St. Francis verschiedene Hilfskräfte für Putzund Gartenarbeiten benötigen, haben sich nichtweisse Hilfskräfte zwischen diese beiden Ortschaften in selbst gebastelten Blechhüten niedergelassen. Die Regierung hat in den letzten Jahren auch hier Dutzende von einfachen Häusern gebaut und diesen Menschen zur Verfügung gestellt. Ebenfalls gibt es Schulen für alle Kinder in Südafrika. Die Blechhütten sind eine Art Sprungbrett für die Neuankömmlinge. Können sie verlassen werden, werden sie bald wieder von neuen LandFlüchtlingen besetzt.
Jährlich werden im Eastern Cape Hunderte von kleinen Häusern (32 m2) gebaut, damit möglichst viele Familien die selbstgebastelten Blechhütten verlassen können
Im Eastern Cape haben wir bei Butterworth, einer wirklich rein nichtweissen Stadt gesehen, dass auch dort in den Vororten zuerst Siedlungen mit Staatshäusern stehen, ganz am Rande der Stadt die Blechhütten. Dieses Phänomen empfinde ich deshalb nicht als „WeissNichtweisses“. Vielmehr hat dies mit der Landflucht zu tun. Wohl auch mit der Hoffnung, in der Stadt ein neues, besseres Leben beginnen zu können.
Was mich dabei beelendet ist der fehlende subventionierte öffentliche Nahverkehr. Wenn diese Menschen bei grosser Hitze kilometerweit laufen müssen, sind sie schon verschwitzt, wenn sie irgendwo ankommen. Auch kann es für das Selbstbewusstsein nicht förderlich sein, auf einem Lastwagen transportiert zu werden oder ständig Autostopp machen zu müssen und auf den Goodwill der Anderen angewiesen zu sein. Die einzige Möglichkeit sind Sammeltaxis, in denen jedoch strikt kein Gepäck mitgenommen werden darf und die für Viele zu teuer sind.
Wirklich arm sind die entwurzelten Familien, welche niemanden mehr haben, der zeigen kann, wie man zur Verfügung stehendes Land bewirtschaftet. In der Geburtsregion von Nelson Mandela haben wir mit Freude festgestellt, dass diese Menschen nicht wirklich arm sind, weil sie das zur Verfügung stehende Land zu bewirtschaften wissen.
In diesem Sinne möchte ich das Grootsbos Private Nature Reserve www.grootbos.com in der Nähe von Gansbaai empfehlen. Wie in meinem Bericht von 2010 beschrieben, werden hier jährlich 20 junge Frauen in Selbstversorgung ausgebildet. Zudem bietet Grootbos ausgezeichnete Führungen durch die Natur an. Beim Preis ist zu bedenken, dass man damit nicht nur die exklusiven Zimmer bezahlt, sondern auch die Schule für diese Frauen und auch für 10 junge arbeitslose Männer, die zu Fynbos Rangern ausgebildet werden. Der Besuch von Grootbos ist vor allem auch von Oktober bis Mitte November lohnenswert, weil dann die Walmütter mit ihren Babies besucht werden können.
Es ist sehr wichtig, beim Trinkgeld zurückhaltend zu sein und schon gar kein Betteln zu unterstützen. Viel besser ist es, Projekte zur Selbsthilfe zu unterstützen.
„Gefährliches“ Südafrika
Als Vorbereitung auf diese Reise habe ich zwei dicke Reiseführer bearbeitet. In einem aus dem Jahr 2006 steht, dass Südafrika ein gefährliches Land sei. Dass die Kriminalität noch zunehmen werde, weil bald Millionen von Aidswaisen ums Überleben kämpfen müssten. Dass die Polizei korrupt sei und das Reisen gefährlich.
Es mag unsichere Gegenden geben, nach unserer Erfahrung gibt es jedoch eher unsichere Tageszeiten. In der Dunkelheit ist man im Haus, im Hotel, in der Anlage, in Kapstadt innerhalb der Waterfront. Tagsüber haben wir niemals eine Spur einer Gefährlichkeit erfahren, abends halten wir uns strikt an die Empfehlung der Einheimischen und sind nicht einmal mit dem Auto unterwegs, sondern „daheim“. Um keine Begehrlichkeiten zu wecken, lassen wir auch keine Wertgegenstände im Auto, sondern nehmen den gesamten Inhalt ins Zimmer. Die allermeisten Restaurants der oberen Preisklasse servieren ab sechs/ halb sieben abends das Abendessen, haben zudem einen bewachten Parkplatz. Weil es nach sieben Uhr plötzlich eindunkelt, geht man auch mit dem Auto zum sehr nahe gelegenen Restaurant essen. Die einfachen Restaurants der Einheimischen servieren ganztägig warme Mahlzeiten, schliessen jedoch früh.
Zwingend vermeidet man Spaziergänge in der Dämmerung oder gar Dunkelheit.
An der Gardenroute, die als sehr sicher gilt, hat man uns davon abgeraten, weiter als Port Elisabeth zu fahren, weil dies so gefährlich sei. In Gonubie – ein Ort östlicher als Port Elisabeth hat man uns besorgt verabschiedet, weil wir bis Southbroom fahren wollten. Die freundliche Dame hat uns darauf hingewiesen, dass wir mit Tieren auf den sehr schlechten Strassen rechnen müssen und überhaupt.
Tatsache ist, dass wir später nur freundlichen und sehr hilfsbereiten Menschen begegnet sind. Die meisten Einheimischen haben zudem gelernt, entlang der meist sehr gut ausgebauten N2 Zäune für das Vieh zu erstellen. Nur etwa vier Mal mussten wir Kühen oder Schafen ausweichen. Mehr Sorge bereiteten mir immer die Nichtweissen, die entlang der Autobahn laufen müssen, um nach Hause zu kommen.
Die nichtweisse Polizistin, die uns wegen zu schnellen Fahrens angehalten hat, war keineswegs korrupt. Gerne hätten wir ihr die Buse direkt bezahlt, damit wir nicht noch eine Poststelle aufsuchen müssen – sie liess jedoch nicht mit sich reden und betonte, dass sie kein Geld annehmen könne.
Eine gewisse Vorsicht ist in jedem Reiseland geboten – Südafrika würde ich jedoch nicht generell als gefährliches Land bezeichnen. Schon gar nicht zwischen Kapstadt und Port Elisabeth.
Reisezeit
Von Dezember bis Mitte Januar sind die Einheimischen unterwegs. Meiden Sie diese Monate, auch die Zeit um Ostern. Von Mai bis Mitte September ist regnerische Winterzeit. Wenn Sie bei rootbos/Gansbaai die Walmütter mit ihren Babies sehen wollen, sollten Sie im Oktober bis AnfangMitte November dort sein. Im September und Oktober ist Frühling, die Fynbos sind in Blüte! Dann kann es jedoch auch etwas indig und kühler sein. Von Mitte Januar bis Mitte März ist es eher warm und trocken, wobei es an der Gardenroute mit üppiger Vegetation das ganze Jahr durch immer etwas regnen kann. Der Regen ist jedoch warm und dauert in der Regel nicht ewig. Im November ist es in der Gegend von Kapstadt schön warm, um Durban und nördlicher sehr heiss. Im Februar ist es um Durban schön warm, bei Kapstadt schon kühler.
Mit dem Mietauto fahren – Linksverkehr!
Entweder reist man mit einem privaten Guide/Chauffeur oder mit einem Mietauto. Ohne Auto geht wirklich gar nichts.
Natürlich verfährt man sich manchmal, hat beim Abzweigen seine liebe Mühe wegen des Linksverkehrs oder man überschätzt bei einem Überholmanöver das Mietauto. Alles kein Problem: Die südafrikanischen Auto und Lastwagenfahrer sind äusserst flexibel, zuvorkommend und verständnisvoll. Im Gegenzug muss man immer auch etwas auf der Hut sein: Ein doppelter Mittelstreifen und ein Überholverbot garantieren noch nicht, dass nicht überholt wird. Unfälle vermeidet man, indem man auch flexibel reagiert und auf den gelben Streifen ausweicht, sich dabei jedoch unbedingt vergewissern muss, ob sicher keine Nichtweisse am Laufen sind.
Auf der Route 62 sowie auf anderen älteren Strassen ist es oft schwierig abzuschätzen, wie schnell oder langsam man fahren soll. Nach einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 kann durchaus eine Kurve kommen, die nicht mehr als 70 erlaubt. Andererseits kann auf geraden Strecken plötzlich 60 limitiert sein, weil eine Baustelle kommen soll, jedoch nie eine kommt. Auch werden die Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht aufgehoben. So muss vor einer Brücke die Geschwindigkeit reduziert werden, nach der Brücke ist dann wieder freie Fahrt, obwohl dies nicht signalisiert wird.
In den kleinen Städten ohne Verkehrsampeln herrscht an Kreuzungen ein ganz anderes System als bei uns. Alle 4 Strassen an der Kreuzung haben ein Stoppzeichen, alle vier Autos halten an. Danach wird geschaut, wer denn nun eigentlich zuerst da war. Der Reihe nach wird schlussendlich losgefahren, wobei es ein Tabu wäre, sich vorzudrängeln.
Wer zudem gerne in die Natur hinausfährt, ist mit einem 4×4 gut bedient. Allgemein sollte jedoch das Mietauto nicht zu protzig sein.
Packen
Es wird nun mal so sein, dass man weite Strecken Auto fährt. (Wir hatten am Schluss der Reise etwas über 5000 Kilometer auf dem Zähler) Deshalb ist es gut, immer auch etwas Proviant dabei zu haben. Es gibt zusammenlegbare Kühltaschen, die sich für kühle Getränke und Reiseproviant eignen. Überhaupt sind Taschen für die Autofahrten ideal. Eine Tasche mit Regenkleidern und Schirmen, eine Tasche mit Kartenmaterial, Fernglas, Fotoapparat, Sonnenbrillen, Sonnenschutz etc. sowie eine Tasche mit den wichtigen Dokumenten. Je nach Ort nimmt man mehr oder weniger Taschen mit sich ins Restaurant. Die Taschen sind auch praktisch für den Abend, weil man ja keine Gegenstände im Auto lässt.
Bewährt haben sich auch Hightechshirts und Hosen, die man gut waschen kann und über Nacht wieder trocknen. Weil die Temperatur schwankt, ist es gut, Schichten zu tragen. Schulterfrei eignet sich wegen der Sonne und Mücken nicht wirklich. Dass für die Safari keine bunten Farben getragen werden, sondern beige oder safarigrün ist ja klar!
Wir haben zudem einen weltweit einsetzbaren Adapter bei uns, der jedoch in Südafrika nicht passt. Die teuren Hotels haben jedoch so oder so europäische Stecker, die B&B’s haben uns Adapter ausgeliehen. In Nichtweissen Gebieten geht es auch mal ohne Anschlüsse.
B&B’s
Selbst wenn Sie sich locker 5* Hotels leisten können – tun Sie es nicht (immer)! Sie werden sonst nicht viel vom Leben der Südafrikaner mitbekommen. Fahren Sie vielmehr auf’s Geratewohl auf einen Ort zu und halten Sie bei einem B&B an, das Ihnen gefällt. Fragen Sie die Hausdame, wo sie einkauft, wo sie essen geht, wo sie shoppen geht und tun Sie es ihr gleich. Oder halten Sie bei einem Familienrestaurant an und fragen Sie nach Übernachtungsmöglichkeiten – ich versichere Ihnen, dass die Südafrikaner Ihre freundliche Frage freundlich und fröhlich beantworten werden.
Vergessen Sie nicht, die B&B Gastgeber für ihren Garten zu loben und fragen Sie nach den Pflanzennamen. Sie werden danach viel Wissenswertes über die Pflanzenwelt erfahren. Oder fahren Sie in ein Gartencenter und schauen Sie sich dort die angebotenen Pflanzen an.
Die Sterne sparen Sie sich auf für Grootbos, für die Waterfront in Kapstadt oder für Fancourt, wenn Sie golfen. Sicher jedoch für eine Safari.
Planung
Möchte man die Reise inklusive Safari planen, kann entweder ab Johannisburg oder ab Durban auf Safari
gegangen werden. Phinda Private Reserve www.andbeyondafrica.com hat 2001 die Auszeichnung für das beste Hotel für WildlifeEnthusiasten weltweit erhalten. Der Phinda liegt etwas oberhalb St. Lucia, wo auch die vielen Nilpferde und Krokodile bewundert werden können. Die Safari unterhalb Durban hat den Vorteil, dass nicht in den sehr heissen Nordosten gegangen werden muss, wo man unbedingt an die Malariaprophylaxe denken sollte. Eine Reise im Raum Kapstadt, Kap der guten Hoffnung, Stellenbosch, Gartenroute bis George, Plettenberg oder gar Port Elisabeth bietet unheimlich viele Naturschönheiten und hat auch ohne Safari ihren Reiz. Diverse kleinere Reservate gibt es übrigens auch an dieser Route, wenn auch die „big fives“ nicht anwesend sein werden.
Safari
In Südafrika gibt es Safaris, „reserves“, „sanctuaries“ , „gamelodges“, „gamereserves“, „naturereserves“ und weitere Touristeneinrichtungen.
Ich bin der Meinung, dass wir als Touristen die Pflicht haben, uns zu erkundigen, was hinter einer solchen Touristenattraktion steckt. Nicht alle Anbieter, die vorgeben, nur das Beste für Tier und Natur zu wollen, respektieren die Tiere und die Natur. Eine von den südafrikanischen Behörden qualifizierte Einrichtung, wird mit dem Eintrittsgeld der Touristen bedrohte Tiere schützen und züchten. Ein gutes Zeichen ist auch, wenn Sie sich als bezahlender Tourist dem Wohl der Tiere und der Natur beugen müssen, die Tiere nicht berühren dürfen! www.saasa.org.za für South African Animal Sanctuary Alliance gibt Richtlinien vor.
Prinzipiell sollte man jegliche Einrichtungen meiden, welche den Touristenwünschen den Vortritt geben sowie die Tiere im Namen der Touristen missbrauchen. Wenn niemand mehr einen in Ketten gelegten Elefanten reiten will, wird man dies auch nicht mehr anbieten. Wenn niemand mehr einen kleinen Löwen in den Armen halten will, wird man aufhören Löwenbabies dafür zu züchten. Wenn niemand mehr mit einem jungen Leoparden spazieren will, wird niemand mehr junge Leoparden für diesen Zweck halten. Wir Touristen haben die Macht, dass sich mehr und mehr Einrichtungen an die klar definierten Massstäbe der Regierung halten.
Reisen und Ankommen
Zum Reisen finde ich den Nachtflug nach Kapstadt praktisch, weil ich dank einer pflanzlichen Schlaftablette auch in der Economyklasse ziemlich gut schlafen kann und morgens um 11 Uhr relativ ausgeruht ankomme. Die Ankunft ist bestens organisiert und die Entgegennahme des Mietautos kein Problem. Es mag angenehm sein, ein Auto mit Klimaanlage zu mieten. Auch sollte das Auto etwas „Pfupf“ haben, weil man Hügel rauf und Hügel runter fahren wird (Die Hügel haben den Vorteil, dass man immer wieder freie Sicht auf riesige Weiten hat!)
Weil man nach dem langen Flug nicht mehr ganz taufrisch ist und hier in Südafrika wie in England Linksverkehr herrscht, lohnt es sich, das Ganze gemächlich anzugehen und nochmals etwas zu trinken, bevor loszufahren. Auch würde ich nicht direkt in den Grossstadtverkehr von Kapstadt fahren, sondern ab dem Flughafen „Exit N2 Sommerset West“ ansteuern. Die N 2 ist eine exzellente mehrspurige Autobahn, die sich für die Anfänge im Linksverkehr gut eignet und als die Lebensader der Gartenroute gilt.
Sie führt an sehr viel Grün vorbei, was für mich immer wieder erstaunlich ist, weil ich ganz Südafrika irrtümlich mit Trockenheit verbinde. Bereits ausserhalb von Kapstadt ducken sich links und rechts der N2 verschiedene Wellblechsiedlungen an den Strassenrand. Dies hat zur Folge, dass die Bewohner dieser Siedlungen kilometerweit entlang der Autobahn laufen. In Südafrika hat man entweder ein Auto oder geht zu Fuss. Es gibt praktisch keinen öffentlichen Nahverkehrsdienst. Auf der ganzen Autobahnstrecke muss deshalb mit Fussgängern, Autostoppern und auch mit Strassenüberquerungen gerechnet werden!
Schon bald führt die N2 auf einen Hügelzug, wo auf dem Sir Lowry’s Pass (450 Meter) ein Aussichtsplatz den freien Blick auf Sommerset und das Meer freigibt. (Die Aussichtsterrasse ist rechts, eine Abzweigung ist jedoch vorgesehen. Hier hat man nun Zeit, sich zu fragen, wo man hingehen möchte. Denn jetzt stehen alle Möglichkeiten offen. Die Weingegend über Franschhoek nach Stellenbosch? Oder doch eher ans Meer nach Kleinmond oder Gansbaai? Vielleicht lohnt es sich, während des Urlaubs in Südafrika auch die afrikanische Mentalität anzunehmen und alles locker und spontan zu entscheiden. Das ist praktisch immer möglich.
Wir folgen der N2 weiter bis nach Swellendam (220 km ab Flughafen). Diese Strecke vermittelt bereits eine gute Vorstellung der Grösse und Weite Südafrikas. Auch von dessen Fruchtbarkeit. Das satte Grün, die Apfelbaumplantagen, die überwucherten Bachläufe, die endlos grossen Weizenfelder, sowie die Rebberge sind Zeugen der Fruchtbarkeit. Jetzt im afrikanischen Spätsommer sind die riesigen Weizenfelder abgeerntet. Deshalb entdecken wir grosse Schafherden, die nach den frischen Gräsern springen, welche zwischen den Strohstoppeln spriessen. Je mehr wir uns Swellendam annähern, desto öfter sehen wir Aloa Vera Haine und auch beachtlich grosse Rinderherden.
Swellendam ist die drittälteste Stadt Südafrikas und war einst die letzte „zivilisierte“ Station für Abenteurer und Vortrecker, welche sich in die unendlich weite Wildnis hinter dem Langeberg vorwagten. 1742 wurde der Ort zum Landgerichtssitz (Drostdy) ernannt, 1802 die Dutch Reformed Church gebaut.
Weder das heutige Museum der Drostdy, noch die Kirche und auch nicht der nahe gelegene Bontebok National Park rechtfertigen einen Aufenthalt in Swellendam. Vielmehr ist es so, dass die N2 für den Besuch der Gardenroute unabdingbar ist, weil man nicht dem Meer entlang fahren kann.
Swellendam eignet sich auch, um in Südafrika anzukommen. Weg vom Trubel der Hauptstadt bietet der beschauliche Ort unzählige B&B’s an. Für Fr. 75.übernachten wir beide mehr als gediegen im „African Shade“ inklusive Frühstück und kuscheligem Garten hinter dem Haus, das gegenüber der Drostdy liegt. Der Ort lädt zum Spazieren und Beobachten ein. Interessant ist, dass hier die weissen Frauen walken und dies durchaus als Privileg zu verstehen ist, weil die Unterschicht nach den langen Märschen entlang der Strassen kaum Kapazität zum Walken hat. Auch finden wir die Solidarität zwischen den Weissen spannend – wir gehören hier sofort dazu und werden auf der Strasse mehr als freundlich begrüsst.
Pflanzen und Blüten in Swellendam
Restaurants mit afrikanischen Spezialitäten wie Springbockfleisch findet man rund um das Gästehaus African Shade und dem nahe gelegenen InfoZentrum.
Es lohnt sich, mit offenen Augen für die wunderbaren Pflanzen durch den Ort zu schlendern. Mir haben es vor allem die vielen alten Eichen mit den überdimensionierten Eicheln angetan. Zudem entdecken wir Blumen und Blüten, die wir anderswo noch nicht gesehen haben.
Ein Baum voller Blüten mit betörendem Duft in Swellendam am Langeberg lädt dazu ein, sich länger als gedacht in seinen Schatten zu stellen Langebergs.
Ab Swellendam hat man wieder verschiedene Möglichkeiten: Entweder via Bredasdorp nach Cape Aghulas oder entlang der N2 weiter bis Mossel Bay. Für die Strecke nach Mossel Bay benötigt man gut 1,5 Stunden. Die Herausforderung dabei ist, auf diesen ausgezeichneten Strassen mit so wenig Verkehr die Geschwindigkeitslimiten von 120 /100/ 80 einzuhalten.
Der Weg führt an saftigen Wiesen und Kuhherden vorbei, die auf eine ertragreiche Landwirtschaft schliessen lassen. Geniessen Sie die hügelige Fahrt durch diese fruchtbaren Weiten. Unterwegs hat man immer wieder Gelegenheit, an einer Picknickstelle zu rasten, die jedoch keine Toilette haben wird. Diese gibt es sehr sauber und gratis an allen Autobahnraststädten.
Ab Riversdale ist die Strasse gesäumt mit Riedgras. Das Riedgras erkennt man, wenn nach etwa einen Meter hohen grünen Büschen Ausschau gehalten wird, die eine braune Spitze haben. Der Hauptlieferant für Riedgras ist jedoch Albertina. Dort wird auch hauptsächlich Aloe Vera angebaut, an der Strasse steht eine Aloa Vera Fabrik, die zu besuchen ist.
Nach Albertina nähert sich die N2 kontinuierlich dem Meer, wo nun Mosselbay liegt, das ich später beschreiben werde.
Blandine, im Januar 2014
Quellen:
Reise Knowhow Verlag:
Reise KnowHow Südafrika von Christine Philipp